Horror Factory - Necroversum: Der Friedhof (German Edition) by Uwe Voehl

Horror Factory - Necroversum: Der Friedhof (German Edition) by Uwe Voehl

Autor:Uwe Voehl [Voehl, Uwe]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838747620
veröffentlicht: 2015-01-24T16:00:00+00:00


8

11. Februar, 12:56 Uhr

»Figure in black which points at me,

Turn ’round quick and start to run,

Find out I’m the chosen one …«

- Black Sabbath

Sister Ugly streichelte ihm über die Wange. »Warum verstellst du dich, Brüderchen? Warum tust du so, als wärst du keiner von uns?«

Die Schwarze Witwe schnüffelte noch immer. Nun blieb sie vor Mark stehen und schaute auf seine blutigen Hände. »Wen hast du mit der Schere erstochen? Ich würde mich an der Leiche gern noch ein bisschen gütlich tun …«

Sie wollte sich an ihm vorbeischlängeln, um die hinteren Räume zu inspizieren, aber Mark stellte sich ihr in den Weg. Instinktiv streckte er ihr die Spitze der Schere entgegen.

Die Schwarze Witwe gluckste spöttisch. »Willst du mich abstechen?«

Zögernd ließ Mark die Schere sinken. Er verstand selbst nicht, was in ihm vorging. Er musste wieder an die Fahrt hierher denken. An Mona, die sich plötzlich in seine gestorbene Mutter verwandelt hatte …

Er ließ die Schere fallen, breitete die Arme aus.

»Erklärt es mir!«, bat er. »Erklärt mir diesen Wahnsinn!«

Sister Ugly begriff es als Erste. Sie kam heran und strich ihm über die Wange. »Er weiß es wirklich nicht.«

»Unmöglich. Wir spüren doch, dass er einer von uns ist …«

»Er weiß nicht, warum er hier ist. Oh, mein armer Schatz.« Den letzten Satz spie sie voller Sarkasmus hervor. »Er weiß nicht, dass wir hier heute den Schwarzen Sabbat feiern. Oder er will es nicht wissen …«

»Hast du nie gespürt, dass du anders bist als die anderen Jungs?«, fragte die Schwarze Witwe. Sie unternahm keinen Versuch mehr, an ihm vorbeizukommen.

»Ich habe mich immer für den Tod interessiert.« War es das, was sie meinten? Mark hatte schon als Fünfjähriger Käfer und Insekten getötet, um sie zu Hause zu sezieren. Sehr zum Missfallen seiner Eltern. In der Schule war er ein Außenseiter gewesen, weil er sich mehr für Fliegen und Wespen interessiert hatte als für Mädchen oder freundschaftliche Rangeleien. Einmal hatte Frau Schulz, die Lehrerin, ihnen vor den Ferien erlaubt, ihr Lieblingshaustier mit in den Unterricht zu bringen. Mark hatte einen toten Hasen mitgebracht. Er hatte das überfahrene Tier von der Straße aufgelesen und fachkundig ausgestopft. So fachkundig, wie man es als Achtjähriger eben versteht. Hauptsächlich hatte er Lehm und Stroh verwendet. Für die Augen hatte er Murmeln genommen, die er seiner Schwester gestohlen hatte.

Der Hase stank erbärmlich. Mehrere Mädchen kreischten und flüchteten aus dem Klassenzimmer, als Mark das halb verweste Ding aus der Pappschachtel zog. Frau Schulz erbrach sich auf dem Pult. Selbst einige der Jungs verzogen angeekelt das Gesicht.

Von diesem Tag an war Mark unten durch gewesen. Bei den Klassenkameraden, bei den Mädchen sowieso, und bei Frau Schulz, die ihn von nun an geflissentlich ignorierte, dafür aber mit seinen Eltern sprach und ihm »abnormale Neigungen« unterstellte, die der »dringenden Behandlung« bedürften. Fürs Erste verwies sie Mark an den Schulpsychologen.

Bei den Jungs galt er von nun an als Freiwild. Sie hänselten ihn, riefen ihm auf dem Schulhof »Mistkäfer« und »Scheißhausfliege« hinterher.

»Ich sehe, du gehst in dich.« Sister Ugly riss Mark aus seinen Erinnerungen. »Der Tod ist etwas Wunderbares.



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